Steenwijk: Rams Woerthe Villa und Park

Kann ein Mensch die Dinge wirklich besitzen? Ein Mann, dessen Blütezeit und Niedergang etwa fünfzig Jahre andauert. Selbst als Eigentümer einer Immobilie ist er im Grunde genommen ein Mieter für die Dauer seines Lebens. Solche Gedanken kommen mir immer wieder in den Sinn, seitdem ich diese Villa besichtigt habe. Der Bauherr des Gebäudes wohnte nur neun Jahre dort, aber er ließ die Ideen der Zeit Gestalt annehmen und schuf mit den Händen renommierter Handwerker ein schönes Bauwerk.

Villa Rams Woerthe

Der Eigentümer der Villa, Jan Hendrik Tromp Meesters, war ein niederländischer Unternehmer, Politiker und Philanthrop und zugleich der Sohn eines Holzhändlers, dessen Geschäft und Kapital er 1895 erbte. Bereits 1897 kaufte er von der Gemeinde Steenwijk ein Grundstück für einen Park und eine Villa.

Jan Hendrik Tromp Meesters, Villeneigentümer

Der Projektumfang und die Zuverlässigkeit des Konzepts sind beeindruckend. Die Residenz erstreckt sich über eine Fläche von 10 Hektar und ist damit so groß wie die gesamte Altstadt von Steenwijk. Für einen malerischen Park wurde ein Teich benötigt, und da er verschiedene öffentliche Stellen in Steenwijk besaß und über den entsprechenden Einfluss verfügte, erhielt er die Erlaubnis, den Kanal Steenwijker Aa, der durch das Grundstück führte, zu stauen.

Der Auftrag für das Projekt wurde an den Amsterdamer Architekten van Gendt vergeben. Bereits 1899 wurde die Villa Rams Woerthe in Jugendstilformen fertiggestellt und ein Park angelegt.

Die Villa selbst und der Park sind als Ensemble gedacht: Selbst in den verstecktesten Ecken des Parks finden sich Anklänge an ein gemeinsames Thema: verschnörkelte Zäune, Pflanzenmotive, harmonische Farben.

Innenräume

Diese Villa ist aus vielen Gründen von großem Interesse. In erster Linie wegen seines Alters – über 120 Jahre – und des hohen Erhaltungsgrads des Innen- und Außenbereichs.

Villa Rams Woerthe

Das Haus ist so konzipiert, dass sich alle Räume mit der Natur in Verbindung stehen: Die Räume im Erdgeschoss öffnen sich zum Gewächshaus und zur Veranda, so dass die Grenzen des Hauses leicht verwischt werden. Auch die Räume selbst sind voll von Pflanzen.

Villa Rams Woerthe
Villa Rams Woerthe
Villa Rams Woerthe
Möbel mit charakteristischen Jugendstilelementen

Orangerie

Der neue Trend der damaligen Zeit war die leichte, unverkleidete und freiliegende Metallkonstruktion. Ab 1899 war diese Technik auch für den privaten Bau verfügbar, nicht nur für Bahnsteiganlagen. Jan Hendrik Tromp Meesters wollte mit diesem Gewächshaus seine Progressivität zeigen.

Küche

Die helle, großzügige Küche befindet sich im Erdgeschoss im Gegensatz zu den üblichen Küchen im Kellergeschoss.

Auch hier gibt es leichte Metallkonstruktionen.

Villa Rams Woerthe

Die Aussicht von der Küche ist genauso schön wie die von den anderen Zimmern.

Besondere Merkmale

Das Buntglasfenster über der Eingangstür wurde von Adolf le Comte entworfen und trägt den Titel „Frühling“.

An den Wänden des Treppenhauses und im Flur des Obergeschosses sind großformatige Wandmalereien von Co Breman zu sehen, die sich hauptsächlich mit dem Anbau, der Ernte und der Verarbeitung von Getreide befassen. Dies ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass der Kunde unter anderem Getreidehändler war.

Park

Der englische Landschaftspark, der von Hendrik Kopijn entworfen wurde, umfasst eine Fläche von 10 Hektar. Es gibt etwa 45 verschiedene Baum- und Straucharten, darunter Buchen, Linden, Rosskastanien, Sumpfzypressen und Nadelbäume.

Später wurde hier ein Hirschgehege eingerichtet.

Auf dem Gelände gibt es auch eine Teestube.

Der Park ist für jedermann zugänglich: Der Eintritt ist frei. Es gibt sogar einen dekonstruktivistischen Spielplatz vor Ort 😉

Wissenswertes

Einige Jahre nach dem Tod des Villenbesitzers verkaufte seine Witwe das Eigentum an die Gemeinde Steenwijk, die das Gebäude fast einhundert Jahre lang, von 1919 bis 2016, in Besitz nahm.

Die Villa war viele Jahre lang ein begehrter Ort für Hochzeiten. Ein solcher Dienst ist auch heute noch verfügbar.

Seit 2007 beherbergt das Gebäude auch das Museum von Hildo Krop, der als Amsterdamer Stadtbildhauer bekannt wurde.