Neubauten am Neustädter Hafen in Dresden

Der Neustädter Hafen hat eine lange Geschichte; er wurde lange Zeit zweckmäßig genutzt und zeichnete sich durch die Nähe zu den Bahngleisen aus. Heute ist er ein Parkplatz für Motorboote, und zwei Hotelschiffe liegen dort ständig vor Anker. Warum also werden hier Luxuswohnungen gebaut?

Neustädter Hafen im Jahr 1878
Ludwig Neumann, Hermann August Richter, Otto Siebdrat, Richard Steche, Robert WimmerCC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Die Geschichte der Neuentwicklung des Hafens beginnt im Jahr 2010, als ein Masterplan für die Neugestaltung der Industriebrachen in der Leipziger Vorstadt – Neustädter Hafen („HafenCity Dresden“) vorgelegt wurde, der den Hafen und seine unmittelbare Umgebung umfasst. Der Plan ist in vielerlei Hinsicht fragwürdig, unter anderem deshalb, weil der Bau von Luxuswohnungen an der Grenze zu Naturschutzgebieten geplant ist.

Im Jahr 2013 gab es Proteste gegen die Bebauung, aber zu diesem Zeitpunkt waren die Entscheidungen wahrscheinlich schon getroffen worden. Die aktiven Bauarbeiten begannen erst Jahre später, nach 2018, und sind immer noch im Gange.

Das Bürogebäude war eines der ersten, die entstanden sind. Nur die Stirnseite ist dem Fluss zugewandt und im Erdgeschoss befindet sich ein Café.

Dann begann der Bau des Hotels. Es besteht aus zwei Gebäuden, die nicht ganz als ein einheitliches Ensemble bezeichnet werden können.

Die Mindestanzahl an oberirdischen Parkplätzen ist sehr angemessen. Es gibt eine Tiefgarage für Autos.

Entlang des Hafens verläuft ein viel befahrener Radweg. Wenn die erste Häuserzeile fertiggestellt ist, soll ein öffentlich zugänglicher Raum entstehen. Ich hoffe, dass sie gleichzeitig zumindest die Fußgängerzone etwas verbreitern oder noch besser, den Radweg von der Gehwegzone trennen werden.

Generell war der Konflikt zwischen dem Radweg und dem öffentlichen Raum vor der ersten Häuserzeile schon vor 10 Jahren klar. Es war sogar die Rede davon, den Radweg um die Wohnanlage herum zu verlegen, durch den „Ärmel“. Das hätte aber den Bau einer Brücke, wie in Pieschen, erfordert. Offenbar wurde diese Idee aufgegeben.

Der Hafen selbst ist sehr malerisch, und die Boote verleihen ihm einen Hauch von Ferienort. Neben den privaten Booten gibt es auch Schulboote, so dass die Übungsfahrten von hier aus starten, und man kann auch ein Boot mieten.

Die der Leipziger Straße zugewandten Wohngebäude bilden eine geschlossene Front, die den Innenhof vor dem Lärm und dem Straßenverkehr zu schützen scheint.

Die Fassaden wirken zu monoton, sogar ein wenig anti-utopisch.

Was ist also das Geheimnis, warum wird dieser Wohnraum als hochwertig angesehen? Es ist nicht einmal das Stadtzentrum.

Das Tollste an diesem Hafen (abgesehen von der Nähe zum Wasser) ist der Blick auf das gegenüberliegende grüne Elbufer, das völlig unbebaut ist. So sieht man das Zentrum Dresdens mit allen bekannten Sehenswürdigkeiten auf der linken Seite und den Fluss und die Grünanlagen direkt gegenüber.

Neubauten in Dresden sind in der Regel teurer als jeder Altbau. Und dieser Hafen hat die höchsten Immobilienpreise in der ganzen Stadt. Eines der Penthäuser wurde für 1,9 Millionen Euro zum Verkauf angeboten und für 1,6 Millionen verkauft, worüber sogar ein Artikel in einer regionalen Zeitung erschien.

Der Hafen und das nahe gelegene Elbufer im Allgemeinen sind ein beliebtes Ziel für Spaziergänge. Ich gehe hier auch gerne spazieren. Ich freue mich auf den Abschluss der Bauarbeiten und die weitere Landschaftsgestaltung und Verschönerung. Der Bau des Wohnkomplexes brachte bereits viele Veränderungen mit sich, sowohl im Aussehen des Gebietes als auch in der Wahrnehmung: in der Art und Weise, wie die Infrastruktur entwickelt wird, welche Geschäfte und Restaurants in welchen Preissegmenten eröffnet werden. Zusammen mit dem ersten Pieshen-Gymnasium verwandeln sie diesen Stadtteil, aber von dem Gymnasium erzähle ich das nächste Mal.