Fischerhäuser in Moddergat: Das Leben von Fischern und ihren Familien in den Jahren 1850-1950

Paesens-Moddergat ist das nördlichste Dorf in der Provinz Friesland in den Niederlanden. Früher drehte sich das Leben hier traditionell um den Fischfang: Die Männer fuhren zur See, und die Frauen kümmerten sich nicht nur um Haushalt und Kinder, sondern leisteten auch die Vorarbeit für ihre fischenden Ehemänner: Sie gruben bei Niedrigwasser Würmer im Watt aus und hängten sie an die Haken. Im Sommer verkauften die Frauen auch Fisch in der Umgebung.

Das Museumsgelände, das sogenannte Fischerhaus, besteht aus vier Museumshäusern und einem weiteren Haus, das für Ausstellungen genutzt wird. Die gleichnamige Stiftung hält die Häuser in gutem Zustand und sammelt verschiedene Gegenstände, die mit der Fischerei in Verbindung stehen. Die beiden im Folgenden beschriebenen Häuser sind typische Wohnhäuser von Fischern und ihren Familien aus dem späten 18. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts.

Der Eintrittskartenverkauf und ein Souvenirladen befinden sich in einem Haus namens ‚de Blaes‘, das nach einem Bootsmodell benannt ist.

Hier fühlt man sich ein bisschen wie Gulliver 🙂

Moddergat

’t Fiskershúske

Hier wird die Atmosphäre der 1850er Jahre nachempfunden. Im vorderen Raum befinden sich handbemalte Fliesen aus Makkum an den Wänden, typische friesische Betten in den Schränken und friesische Trachten an Schaufensterpuppen.

Im hinteren Raum – der Küche – befindet sich eine kleine Ausstellung zum Thema Frauenarbeit, sowohl im Haushalt als auch in der Fischerei. So steckten die Frauen unter anderem die im Wattenmeer ausgegrabenen Würmer an die Haken:

Rechts an der Wand hängt ein Foto von zwei Frauen in Trachten, die Mistgabeln und Eimer tragen. So gingen sie früher bei Niedrigwasser auf das Meer.

Im Flur gibt es eine kleine Ausstellung von Haushaltsgegenständen mit Fischmotiven.

Klaskes Húske

Dieses Haus bringt uns etwa ein Jahrhundert näher an die heutige Zeit. Sie ist nach ihrem letzten Bewohner, Klaske van der Lei, benannt.

Eine interessante Anordnung der Küche entlang der Wand. Die Küche befindet sich im Wesentlichen im Flur. Ein Fenster im Dach bringt Licht auf die Arbeitsfläche.

Hier fallen die moderneren, serienmäßigen Utensilien ins Auge.

Der Wohnbereich des Hauses besteht aus zwei Zimmern, die sich in Struktur und Inhalt ähneln. Die Betten in den Schränken und das Buffet dazwischen sehen genauso aus wie vor 100 Jahren!

Ein Teppich auf dem Tisch als Erinnerung an die Tradition. Ich denke sofort an Teppiche an den Wänden in ehemaligen sowjetischen Wohnungen. Auch dieses Phänomen sollte den Wohlstand der Bewohner deutlich machen.

Moddergat
Essbereich

Das Zimmer daneben ist von der Aufteilung und Einrichtung her fast identisch.

Im Vergleich zu ‚t Fiskershúske gibt es weniger Fliesen mit Motiven an den Wänden und mehr einfarbige Fliesen. Der Kamin befindet sich an der Außenwand. Eine sehr ungewöhnliche Lösung für diejenigen, die wie ich an traditionelle russische Häuser gewöhnt sind. Andererseits ist die Lage von Heizkörpern in der Nähe von Fenstern heutzutage für niemanden mehr überraschend.

Meine Eindrücke

Ein Museum kann viele Informationen vermitteln, aber es ist unmöglich, die Atmosphäre dieser Häuser in einem einstündigen Besuch zu erfassen. Umso unmöglicher ist es, die Räume zu betreten. Nachdem das Interesse geweckt ist, kann man in einem Haus des Dorfes wohnen oder meine persönlichen Erfahrungen lesen 🙂